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Textil-Labels und Zertifikate vorgestellt: Das EU-Ecolabel für Textilerzeugnisse

EU-Ecolabel - Wer auf die Qualität eines Kleidungsstückes Wert legt, der verlässt sich dabei häufig auf bekannte Zertifikate und Labels, von denen man sich erhofft, dass diese bestimmte Qualitätsstandards ersichtlich machen. In unserer Blog-Reihe "Zertifizierungen" stellen wir bekannte Labels aus der Textilbranche vor und klären in diesem Artikel, was sich genau hinter dem "EU-Ecolabel" verbirgt und wie dieser Standard eingehalten und sichergestellt wird.

Was ist das EU-Ecolabel?

Das EU-Ecolabel ist das in allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union, aber auch von Norwegen, Liechtenstein und Island anerkannte EU-Umweltzeichen. Zeichen hat sich nach und nach zu einer Referenz für Verbraucher entwickelt, die mit dem Kauf von umweltfreundlicheren Produkten und Dienstleistungen zu einer Verringerung der Umweltverschmutzung beitragen wollen. Die Vergabe des Labels erfolgt an Produkte und Dienstleistungen, die geringere Umweltauswirkungen haben als vergleichbare Produkte. Mit dem EU-Ecolabel soll der Verbraucher also die Möglichkeit haben, umweltfreundlichere und gesündere Produkte identifizieren zu können.

Das EU-Oecolabel wird auf viele verschiedene EU-Ecolabel-Produktkategorien vergeben. Das Spektrum reicht von Reinigungsprodukten über Elektrogeräte, Textilien, Schmierstoffe, Farben und Lacke bis zu Beherbergungsbetrieben und Campingplätzen. Wir beschäftigen uns in diesem Artikel jedoch ausschließlich mit der Produktkategorie "Textilerzeugnisse" zu der auch die (Kinder-)Mode zählt.

Nach welchen Kriterien wird das EU-Ecolabel für Textilerzeugnisse vergeben?

Bei der Formulierung der Prüfkriterien für das EU-Ecolabel hat die EU ganze Arbeit geleistet. Wir haben uns durch die 2014-350-EU-Vergabegrundlage gefriemelt und werden nachfolgend die wichtigsten Punkte der dort erwähnten Prüfkriterien in einem Überblick vorstellen. Die Prüfkriterien des EU-Ecolabels lassen sich in  5 Prüfkategorien einordnen:

  • Prüfkategorie a) beinhaltet die  Vorschriften zu den verwendete Textilfasern sowie den vernähten Bestandteilen und Zubehör (z.B. Reißverschluss, Knöpfe)
  • Prüfkategorie b) beinhaltet  die Vorschriften zu verwendeten Chemikalien und den erlaubten Produktionsprozessen
  • Prüfkategorie c) beinhaltet die Vorschriften zur Gebrauchstauglichkeit des Textilerzeugnisses
  • Prüfkategorie d) beinhaltet die Vorschriften zur sozialen Verantwortung des produzierenden Unternehmens

Die Prüfkategorien enthalten viele verschiedene Prüfkriterien, von denen einige mehr, andere weniger relevant für Endverbraucher von Kleidungsstücken sind. Alle Kriterien kannst du hier in der EU-Verordnung für Textilerzeugnisse eingesehen. Wir möchten die in unseren Augen wichtigsten Kriterien folgend kurz zusammenfassen:

  • Prüfkriterien (aus Prüfkategorie a) zur verwendeten Baumwolle
    Der Baumwollanteil von T-Shirts, Damentops, Freizeithemden, Jeans, Schaflanzüge und Nachtwäsche, Unterwäsche und Socken muss zu mindestens  95% aus ökologischer Baumwolle bestehen. Ebenso müssen 60% der verwendeten Baumwolle nach den Grundsätzen des Pflanzenschutzes angebaut worden sein.
    Der Baumwollanteil aller übrigen Textilerzeugnisse muss zu mindestens 10% biologischer Baumwolle bestehen, wovon mindestens 20% nach den Grundsätzen des Pflanzenschutzes angebaut worden sein müssen.
    Der Gesamte Baumwollanteil darf keine Pestizide enthalten, die in Prüfkriterium 1 des der EU-Label-Verordnung für Textilerzeugnisse aufgeführt sind.
  • Weitere Prüfkriterien (aus Prüfkategorie a) zur Verwendung Rohstoffen wie  Flachs und Bastfasern, Wolle und Keratinfasern, Acryl und Elastan, Nylon, Polyester und künstlichen Zellulosefasern.
    Die Prüfkriterien zur Verwendung von Rohstoffen legen fest, wie die jeweiligen Rohstoffe bzw. Fasern eines Kleidungsstücks beschaffen sein müssen. Hierzu gehören z.B. ökologische Prozessvorschriften zur Produktion von Fasern,  oder Vorschriften zum Recyclinganteil einer Faser wie beispielsweise bei verwendeten Nylon oder Polyester Fasern.
  • Prüfkriterien (aus Prüfkategorie b) zu Obergrenzen und Verboten, bedenklicher und besorgniserregender Stoffe oder Chemikalien
    Diese Prüfkriterien legen Obergrenzen für bedenkliche Zusatzstoffe fest und definieren "besonders besorgniserregender Stoffe", die nur teilweise oder nicht im Endprodukt nachweisbar sein dürfen. Damit wird verhindert, dass während des Produktionsprozesses Stoffe in die Textilien gelangen, die schädlich für Menschen sein können.
  • Prüfkriterien (aus Prüfkategorie b) zu energieeffizienten Produktionsverfahren 
    Diese Vorschriften regeln die verbrauchte Energie bei Produktionsverfahren (Veredelungs- oder Druckprozesse) eines Kleidungsstücks fest. Dies soll sicherstellen, dass energiesparende Maschinen bzw. Verfahren und Effizienztechniken verwendet werden.
  • Prüfkriterien (aus Prüfkategorie b) zu Grenzwerten des Ausstoßes von CO2 und der Abwasserwärme
    Zwangsarbeit, Vereinigungsfreiheit und Schutz des Vereinigungsrechtes, Vereinigungsrecht und Recht zu Kollektivverhandlungen, Gleicheit des Entgelts, Abschaffung der Zwangsarbeit, Diskriminierung (Beschäftigung und Beruf), Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz, Mindestalter, Verbot und unverzügliche Maßnahmen zur Beseitigung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit.
  • Prüfkriterien ( aus Prüfkategorie c) zur Gebrauchstauglichkeit eines Textilerzeugnisses
    Prüfkriterien die testen, ob Kleidung bei der Wäsche oder im Trockner stark einläuft, abfärbt findet man selten, das EU-Ecolabel berücksichtigt diese Eigenschaften jedoch. Dazu gibt das Label genau vor, wie stark sich ein Kleidungsstück z.b. bei der Wäsche verändern darf. 
    Auch wenn Sie sich für Schutz- beziehungsweise Funktionsbekleidung interessieren, können sie sich auf das EU-Ecolabel verlassen, da es  die Funktionsfähigkeit von Bekleidung zertifiziert. Hierzu gehört z.B. eine Wasser- Öl oder schmutzabweisende Funktion oder eine flammhemmende Wirkung .

  • Prüfkriterien ( aus Prüfkategorie d) zur sozialen Verantwortung des produzierenden Unternehmens
    Bezüglich sozialer- bzw. Arbeitnehmerrechte orientiert sich das EU-Ecolabel an den 8 fundamentalen Grundsätzen der Internationalen Arbeitsoganisation (ILO). Diese Grundsätze müssen an allen Produktionsstätten, die ein Kleidungsstück bei dessen Herstellung durchläuft, erfüllt sein. Hierzu gehören:
    • 1. Vereinigungsfreiheit und Schutz des Vereinigungsrechtes,
    • 2. Vereinigung und Recht zu Kollektivverhandlungen,
    • 3. Ausschluss von Zwangsarbeit,
    • 4. Abschaffung der Zwangsarbeit,
    • 5. Einhaltung des Mindestalters,
    • 6. Verbot und unverzügliche Maßnahmen zur Beseitigung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit,
    • 7. Gleichheit des Entgelts,
    • 8. Diskriminierung,
    • sowie Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz.

Wie muss ein EU-Ecolabel Kleidungsstück für den Verbraucher gekennzeichnet sein?

Nach den EU-Ecolabel Guidelines gibt es zwei Möglichkeiten für Kunden das EU-Ecolabel eines Kleidungsstücks zu beurteilen.

  • Zum einen muss das das Label innen oder außen direkt auf das Kleidungsstück genäht sein. Wichtig hierbei ist, dass in der nähe des Labels auch dessen Lizenznummer ersichtlich sein muss.
  • Auf den Werbematerialien  für ein EU-Ecolabel Kleidungsstück, z.B.  Websites oder gedruckte Werbung wie Katalogen oder Flyern, müssen ebenfalls die exakte Lizenznummer und ein klarer Bezug zu dem ausgezeichneten Produkt gegeben sen.

Über den EU Ecolabel Product Cataloge können Verbraucher prüfen, ob das von Ihnen gekaufte Kleidungsstück wirklich zertifiziert ist. Dazu muss lediglich die Prüfnummer auf dem eingenähten Label auf der Website eingegeben werden.

Fazit

Da das EU-Ecolabel deckt ein sehr großes Spektrum, vom Allzweck- und Sanitärreiniger  über Textilerzeugnissen bis hin zum Zeitungsdruckpapier ab. Daher bietet es viele Einsatzmöglichkeiten und hilft so dem Verbraucher bei verschiedensten Produktarten eine grobe Beurteilung über eine emissionsarme, nachhaltige ,ökologische, faire und schadstoffarme Produktionskette treffen zu können. Jedoch ist genau diese allgemeine Auslegung des Labels der Grund warum das EU-Ecolabel im Bereich "Textilerzeugnisse" nur mäßig mit der Aussagekraft reiner, textilbezogener-Labels, wie z.B. Öko-Tex  vergleichbar ist. Achten Sie daher beim Kauf, dass sie neben dem allrounder "EU-Ecolabel" gegebenen Falles auch weitere Labels auf Ihrem Kleidungsstück finden, die bei den von Ihnen präferierten Textileigenschaften weiter in die Tiefe gehen.

Mehr Informationen über das EU-Ecolabel finden Sie auf der der offiziellen Homepage www.eu-ecolabel.de .